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Geschichte von
Schloss Horn

Mitte des 12. Jahrhunderts gründeten Nachfolger jenes um 1050 genannten bayerischen Grafen Gerold, der als Stifter der Horner St. Stephanskirche angesehen wird, am Zusammenfluss von Taffa und Mödringbach eine gut befestigte neue Siedlung. Unter Einbeziehung des südöstlichen Eckturmes der Wehrmauer entstand hier, also in der Südostecke der Befestigungsanlage, noch im 12. Jahrhundert eine zweitürmige Burg: neben dem Südost-Turm (nachmals als „Diebsturm“ bezeichnet) verstärkte auch noch ein Turm im Nordwesten (der sogenannte „Mäuseturm“, eingestürzt im 19. Jahrhundert) die Horner Burg. Diese Festung war von dem bayerischen Grafengeschlecht von Poigen-Rebgau - in dessen Einflussbereich Horn lag - an verlässliche Gefolgsleute, u. zw. an die Ritter von Rietenburg, übergeben worden. Nach dem Aussterben der Grafen von Poigen und auch ihrer letzten Nachkommen (der Grafen von Wildberg) zu Beginn des 13. Jahrhunderts, fiel die Burgstadt Horn um 1210 an den Babenberger Herzog Leopold VI.. Dieser verlieh sie umgehend weiter, u. zw. an die bayerischen Nordgaugrafen von Vohburg. Nach Mitte des 13. Jahrhunderts gelangten Burg und Stadt Horn als landesfürstliches Lehen an die Herren von Maissau. Auf sie geht vermutlich der Bau einer 1347 und dann noch einmal 1356 urkundlich genannten Kapelle zurück, die sich im Westtrakt der Burg befunden hat und dem hl. Pankratius geweiht gewesen war. Im Jahre 1440 sind die Herren von Maissau ausgestorben.

 

Die von den Maissauern abgeschlossenen Erbverträge brachten es mit sich, dass sowohl die Burg als auch die Stadt Horn nun in den Besitz des bedeutenden Adelsgeschlechts der Herren von Puchheim kamen – einer Familie, die bis Anfang des 17. Jahrhundert sowohl hier in der Stadt, als auch über deren Grenzen hinaus eine wichtige Rolle spielte. Bald nach Übernahme von Horn durch die Puchheimer war die hiesige Burg gefährlichen Angriffen ausgesetzt, deren sich die Burgbesatzung nicht immer erfolgreich erwehren konnte. So war im Jahre 1418 Viktorin, der Sohn des Böhmen Königs Georg Podiebrad, in Horn eingefallen und ein Vierteljahrhundert später belagerten die Truppen des ungarischen Königs Matthias Corvinus die Horner Burg und eroberten sie. Die Besetzung war jedoch nicht von langer Dauer, denn nach dem Tode des Ungarnkönigs im Jahre 1490 sind die Ungarn von kaiserlichen Truppen aus den von ihnen besetzten Burgen – und damit auch aus Horn – vertrieben worden. So befand sich die Burg ab 1493 wieder unangefochten im Besitz der Herren von Puchheim. Bald danach begannen diese ihrem bisher wohl eher bescheidenen Sitz in Horn ein standesgemäßes Gepräge zu geben. Die von den Herren von Puchheim seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts veranlassten Um- und Ausbauten machten aus der zwar festen, aber gewiss nicht sehr wohnlichen Burg Horn ein repräsentatives Renaissanceschloss. An den sowohl als Bauherrn des Horner Schlosses als auch als Träger wichtiger Ämter in die Geschichte eingegangenen Kaiserlichen Rat Hans von Puchheim erinnert heute noch eine dekorative Inschrift aus dem Jahre 1539 über einem Torbogen im Innenhof von Schloss Horn.

 

Ende des 16. Jahrhunderts wurde an den Nordosttrakt des Schlosses ein weiteres repräsentatives Gebäude angebaut, das die Horner Herrschaftsinhaber zur Ausübung der ihnen zustehenden „Hohen Gerichtsbarkeit“ („Blutgerichtsbarkeit“) benötigten: das sogenannte „Landgericht“. Dieser zweigeschossige langgestreckte Bau aus dem Jahre 1591, dessen mit kunstvollem Stuck geschmückten Gewölbe im Obergeschoß für die Gerichtsverhandlungen genützt wurden, hat eine besonders dekorative Westfassade, u. zw. wurde den Räumen im oberen Geschoß ein Arkadengang mit toskanischen Säulen und einer sehr hübschen Steinbalustrade vorgelagert.

 

Wie nicht wenige andere niederösterreichische Adelige der damaligen Zeit bekannten sich auch die Herren von Puchheim zur Lehre Martin Luthers. Horn war ohne Zweifel an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert ein Zentrum der Reformation im Lande Niederösterreich; und es geschah in der Puchheim-Residenz Horn, dass sich im Jahre 1608 evangelische Ständemitglieder versammelten, um Erzherzog Matthias ihre Bedingungen für die gewünschte Erbhuldigung zu unterbreiten. Der „Horner Bundbrief“ aus dem Jahre 1608, der Siegel und Unterschriften von 166 Ständemitgliedern aus Niederösterreich und Oberösterreich trägt, ist im Puchheim-Schloss Horn, u. zw. im „Landgericht“, unterfertigt worden. Ihr Eintreten für die Lehre Luthers wurde den so mächtigen Puchheimern aber letztendlich zum Verhängnis; im Jahre 1620 ist Reichart von Puchheim ähnlich wie andere adelige Glaubensgenossen als „Rebell“ verurteilt und all seiner Besitzungen für verlustig erklärt worden.

 

Im Zuge der nun einsetzenden Gegenreformation unter Kaiser Ferdinand II. wurde dafür Sorge getragen, dass Schloss und Herrschaft Horn möglichst rasch in den Besitz eines gut-katholischen Herrn kamen. Dieser neue Herr auf Schloss Horn war der Kaiserliche Rat Vinzenz von Muschinger, Herr von Gumpendorf.

 

Ihn beerbte im Jahre 1628 sein Schwiegersohn Ferdinand Freiherr (seit 1636 Reichsgraf) von Kurz. Der neue Schlossherr und Herrschaftsinhaber erwies sich schon bald als ein großzügiger Förderer Horns – ihm ist die hiesige Piaristenniederlassung ebenso zu danken wie die Gründung des Gymnasiums, die Etablierung der Tuchmachersiedlung, die Errichtung der Altöttinger Kapelle u.v.a.m..

 

Als Graf von Kurz 1659 starb, trat das reiche Erbe sein Schwiegersohn Ferdinand Maximilian Graf von Sprinzenstein an. Doch auch dieser Horner Schlossherr hatte keinen männlichen Erben. So fiel sein Besitz nach seinem Tod im Jahre 1679 an seine beiden Töchter; Schloss und Herrschaft Horn gehörten zum Erbteil seiner jüngeren Tochter Maria Regina. Maria Regina Gräfin von Sprinzenstein heiratete im Jahre 1681 Leopold Carl Graf von Hoyos - so kam Horn als Mitgift an das damalige Oberhaupt der gräflichen Familie von Hoyos (Jüngere Linie).
Da die Grafen von Hoyos noch über zahlreiche andere Schlösser in Niederösterreich verfügten, verging einige Zeit, ehe sie sich in Horn wirklich heimisch fühlten. Doch nach und nach wurde Schloss Horn als Hauptsitz der gräflichen Familie akzeptiert

 

Das heutige Erscheinungsbild des Horner Schlosses ist durch die von den Grafen von Hoyos im 18. und 19. Jahrhundert veranlasste Bautätigkeit entscheidend geprägt worden. So erfolgte unter Graf Philipp Joseph Innozcenz (1695 - 1762) während des ersten Viertels des 18. Jahrhunderts eine Aufstockung der bestehenden Gebäudeteile und der Ausbau des Schlosses zu einer dreiflügeligen Anlage. Die mittelalterliche St. Pankratius-Kapelle könnte zu diesem Zeitpunkt durch Umbauten verändert worden sein. Eine neue Messlizenz für sie wurde im Jahre 1736 erteilt. Besonderes Augenmerk wurde aber der künstlerischen Gestaltung der Fassaden geschenkt - noch heute legen die den Geschmack des frühen 18. Jahrhunderts repräsentierende West- bzw. Südfassade davon Zeugnis ab: Riesenpilaster gliedern die Flächen, die Sturzbalken der Fenster im Obergeschoß zieren Muscheln, Büsten und Blattwerk. Das gegen die sogenannte „Piaristenwiese“ zu gelegene Gartenportal an der Westseite des Schlosses - das eigentliche Hauptportal - bekrönt ein reich mit Akanthusblättern verziertes steinernes Wappen der Grafen von Hoyos.

 

Seit Schloss Horn deutlich zum bevorzugten Wohnsitz der gräflichen Familie von Hoyos geworden war, also seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert, mussten abermals größere bauliche Veränderungen am Schloss vorgenommen werden. Um den Wünschen der Schlossbewohner gerecht zu werden, wurde unter Johann Ernest dem Jüngeren Graf von Hoyos-Sprinzenstein (gest. 1849) die Nordseite des Schlosses durch eine Erweiterung gegen die Straße zu stark verändert. Bei diesen massiven Umbauarbeiten kam es zum Einsturz des im Westtrakt gelegenen mittelalterlichen „Mäuseturms“. Dafür wurde damals an die Nordwest-Ecke des Schlosses ein polygonaler Turm angefügt. Nachdem sich die durch Graf Johann Ernest dem Jüngeren veranlasste Verlegung der Schlosskapelle aus den am Nordende des Westtrakts gelegenen Räumen (heutige Bibliothek) in die Mitte des genannten Trakts nicht bewährt hatte, ließ der Graf im zweiten Stock des Nordtrakts eine neue Kapelle einrichten. Diesem sehr schlicht und einfach gehaltenen Kapellenraum musste der alte Theatersaal weichen. - Nach Mitte des 19. Jahrhunderts gelang es das bisher auf verschiedene Stellen verteilte reichhaltige „Gräflich Hoyos’sche Familienarchiv“ (dessen Bestände bis ins 13. Jahrhundert zurück reichen) im Horner Schloss zu konzentrieren und Räume des „Landgerichts“ dafür zu adaptieren.

 

An bedeutenden Repräsentanten der gräflichen Familie von Hoyos, die sich dem Schloss in Horn besonders verbunden gefühlt haben, wären sind zu nennen:
Ernst Karl der Ältere Graf von Hoyos-Sprinzenstein (1830 - 1903) - der Retter der damals bereits zur Ruine gewordenen Rosenburg, ferner dessen als Forscher, Jäger und Schriftsteller bekannt gewordener Sohn Ernst Karl der Jüngere Graf von Hoyos-Sprinzenstein (1856 - 1940) und schließlich Rudolf Graf von Hoyos (1884 - 1972), Präsident des Staatsrates in den Jahren 1934 bis 1938.

 

Das in den letzten Jahrzehnten durch Dipl.-Ing. Hans Graf von Hoyos und Dipl.-Ing. Markus Graf von Hoyos sowohl äußerlich als auch im Inneren vorbildlich restaurierte Schloss Horn befindet sich nach wie vor im Besitz der gräflichen Familie von Hoyos.

Zum Schloss gehört ein sehr schöner englischer Park, der sich vor allem weit gegen Süden erstreckt und von einer Mauer umgeben ist. Die dem straßenseitigen Hauptzugang zum Horner Schloss vorgelagerten beiden steinernen Löwen wurden erst im Jahre 1953 aus Wien hierhergebracht: sie stammen von der abgetragenen Asperner Brücke - das dazugehörige zweite Löwenpaar fand beim Schloss Gobelsburg Aufstellung.

 

Literatur:

 

Dr. Carl Leeder, Johann Ernest Graf von Hoyos-Sprinzenstein. Ein biographischer Versuch, Wien 1902, S. 156 ff. und S. 212 ff. - Österreichische Kunsttopographie, Bd. V, 1. Teil, Die Denkmale der Gerichtsbezirke Eggenburg und Geras, Wien 1911, S.391ff. – Handbuch der Historischen Stätten Österreichs. Donauländer und Burgenland, Stuttgart 1970, S.328ff. – Österreichisches Städtebuch. Die Städte Niederösterreichs H-P, Wien 1976, S. 101 ff. - DEHIO-Handbuch der Kunstdenkmäler Österreichs. Niederösterreich nördlich der Donau, Wien 1990, S.457ff.

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